Wort zur Geschichte der Christkindlwallfahrt.
Seit der Erbauung unserer
Pfarrkirche in den Jahren 1919/20 hängt das Gnadenbild des sogenannten
„Christkindl von Rinoglay“ in unserer Pfarrkirche.
Die Gottesmutter Maria steht anbetend mit gefalteten Händen vor dem
Christkind, das auf einem mit einer Prunkdecke verzierten Strohbett
liegt. Bei genauer Betrachtung erweist sich dieses Mutter-Gottes-Bild
als Wallfahrtsbild zum Christkindl; denn eine Unterschrift unter dem
Bild lautet: „Zum lieben Christkindl von Ringolay pilgerten schon vor
Jahrhunderten die Bewohner unserer Waldheimat und fanden bei ihm
allezeit Hilfe in ihren Anliegen. Jahrzehntelang war dann unser
Heiligtum vergessen. Seit der Mettennacht des Heilsjahres 1937 schmückt
das Gnadenbild des früheren Michaelskirchleins die neue Kirche zu
unserer lieben Frau, der Schutzherrin Bayerns. O Christkindlein von
Ringolay, steh uns in allen Nöten bei“.
Dieses Gnadenbild war also lange verschollen. Im Jahre 1917 fand es
Pfarrer Kainz auf dem Dachboden der früheren Michaelskirche, die
abgerissen wurde. Sachkundige konnten damals vor allem mit dem
Chronogramm auf dem Bild, das die Jahreszahl 1697 ergibt nicht allzuviel
anfangen. Nur das Wort Jaurini, so meinte damals auch das Landesamt für
Denkmalpflege, könnte auf Raab in Ungarn, dem heutigen Györ, hinweisen.
Licht in das Dunkel um die Herkunft des Bildes brachte eine ungarische
Ordensschwester aus dem Altenheim Neidberg. Sie erkannte sofort, daß das
Christkindlein von Ringolay identisch ist mit dem Gnadenbild, das im Dom
von Györ hängt. Das ungarische Marienbild, so ergaben die
Nachforschungen, stammt aus Irland und wurde 1649 vom irischen Bischof
Walter Lynch, der bei der Katholikenverfolgung aus Irland vertrieben
wurde, nach Wien ins Exil mitgebracht. Walter Lynch wurde zum
Weihbischof von Györ = Raab ernannt. Als er starb kam das Bild in den
Dom, wo es vom Volk hoch verehrt wurde. Am 17. März 1697, am Fest des
heiligen Patrik, des Patrons Irlands, soll das Bild blutige Tränen
geweint haben. Auf dieses Tränenwunder bezieht sich auch das Ringelaier
Bild, wenn in dem Chronogramm von „sudor Mariae“, den Schweißtränen
Marias, die Rede ist. Auch die Jahreszahl des Chronogramms auf dem
Ringelaier Bild 1697, stimmt mit dem Datum des Györer Tränenwunders
überein
Die Geschichte des
Gnadenbildes in Györ
der Heiligen
Jungfrau Maria
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Durch die wundersame
Vorsehung Gottes kam dieses Gnadenbild aus Irland nach
Györ
Das Gemälde stellt die
sich über das Jesuskind beugende, betende Muttergottes
dar und war Eigentum einer vornehmen irischen Familie,
aus der der Bischof des Clonforter Bistums, Walter Lynch
stammte. Dieser war 1649 genötigt, während der schweren
Katholikenverfolgungen aus Irland zu fliehen.
Auf seiner Flucht nahm
er diese geliebte Familienreliquie mit. Zuerst fand er
in Wien Zuflucht, wo er mit dem damaligen Bischof von
Györ, Johann Püsky, zusammentraf, der ein großer
Marienverehrer war. Dieser lud ihn zu sich nach Györ ein
und übertrug ihm das bischöfliche Vikaramt, womit der
dem Bischof ein ruhiges Leben sicherte. Hier lebte er
bis zu seinem Tode im Jahre 1663. Die Györer hatten den
edelgesinnten Oberhirten wie auch das Marienbild sehr
liebgewonnen und hängten dieses nach seinem Tode an der
Innensüdseite des Domes auf. Hier kamen viele
Gebetserhöhrungen vor, wovon die vielen Geschenke und
Andenken zeugen, die in der Sakristei aufbewahrt sind.
Nach einigen
Jahrzehnten brach in Irland eine neuerliche, schwere
Katholikenverfolgung aus. Die liebe Himmelsmutter wollte
ihrem Mitgefühl mit dem in der Kirche auf geheimnisvolle
Weise weiter lebenden und leidenden Christus Ausdruck
verleihen, um am Tage des Festes des Bekehrers und
Schutzpatrons der Iren, des Hl. Patrick, weinte das
Marienbild am 17. März 1697, als die Verfolgungen ihren
Höhepunkt erreichten, drei Stunden hindurch, von 6 bis 9
Uhr früh, blutige Tränen. Die schon zur frühen
Morgenstunde in der Kirche Weilenden bemerkten dieses
ausserordentliches Ereignis.
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Die Nachricht davon
verbreitete sich rasch in der Stadt und alles eilte in die
Kirche. Die bischöfliche Burg, die damals Grenzfestung war,
bewohnten Soldaten mit ihrem Hauptmann, dem General Siegbert
Heister. Sie alle waren mit größter Betroffenheit Zeugen dieses
Geschehnisses. Die bischöflichen Behörden nahmen das Bild von
der Wand, um es zu untersuchen, konnten aber für diese
Erscheinung keine natürliche Erklärung finden. Auch während der
Untersuchung der Bluttränen rannen sie unaufhörlich aus den
Augen der Muttergottes. Sobald aber amtlich bestätigt worden
war, daß es sich um ein Wunder handle, hörte die Himmelsmutter
auf zu weinen. Die blutigen Tränen wurden mit einem weissen
Linnen aufgetrocknet und diese später in einem silbernen Rahmen
eingerahmt. Es ist in der Sakristei aufbewahrt und wird den
Gläubigen bei feierlichen Anlässen zum Kuss gereicht.
Hinsichtlich der
geschichtlichen Glaubwürdigkeit dieses Geschehnisses kann kein
Zweifel bestehen. Alte schriftliche Dokumente beweisen diese
Tatsache. Im Stadtarchiv befinden sich Stiftungen auf das
Gnadenbild aus den Jahren 1698,1702, 1704, 1713. Im Juli 1697
wurde das Gnadenbild unter Teilnahme des Kaisers in feierlicher
Prozession in die Wiener Stephanskirche getragen. Aufgezeichnet
vom Obermundschenk des Regents von Siebenbürgen, Apafi II. Er
war damals nach Wien verbannt und vom Hafermarkt aus hat er die
Prozession beobachtet.
Der damalige Bischof von Györ,
der Sachsenherzog Christian August, ließ das Madonnenbild über
einem eigens dafür errichteten Altar im Südteil des Domes in
einem Holzrahmen aufhängen. Im Jahre 1767 wurde vom Bischof
Franz Zichy der heutige herrliche Barock-Marmoraltar erbaut und
für das Gemälde der Silberrahmen angefertigt. Täglich betete er
oft lange vor diesem Gnadenbild. Sein Grab befindet sich in der
Gruft unterhalb des Gnadenaltars. Seine selbstverfaßte
Grabinschrift lautet: „An dieser Stelle liess ich für Dich, Du
Mutter der göttlichen Gnade, einen Altar, für mich selbst
darunter eine Gruft bauen, damit auf Deine Fürbitte die Gebete
der Gläubigen bei Deinem eingeborenen Sohne dem Heil meiner
Seele dienen mögen, solange ich im Schatten des Altars ruhe, den
ich Dir geweiht habe. Die ganze Ewigkeit hindurch Dein Graf
Franz Zichy, Bischöf von Györ“.
Die zahlreichen Wallfahrten
aus ganz Ungarn und den Nachbarländern bezeugen das Fortleben
der Verehrung des Gnadenbildes im herzen der Gläubigen. Viele
Tausende pilgern besonders um den 17. März hierher. Der Heilige
Vater hat für die Wallfahrten Ablässe und auch eigene
Messetexte gewährt.
Die Aufschrift auf
dem mit blutigen Tränen getränkten Tüchleins
„Das ist das wahrhafte
Abwisch-Tüchlein dem allhiesigen Gnaden-Bildes, welches Blut
geschwitzt hat in hiesiger Dom-Kirche, den 17. Monaths Tag März
des 1697. Jahres. Welches wir hiermit Gott zu Ehren, Unserer
Lieben Frauen und allen Heiligen aufopfern wollen.
Raab, dem 20. Mai 1701“.
Du in den Himmel
aufgenommene und für uns blutige Tränen geweinte Mutter Gottes,
bitte für uns
Erstellt:
Initiativgruppe "Heimat und Gast"
Pauli Alfons
Netzwerkadministrator Microsof t und Linux
Foto: Peter Norbert
Design: Pauli Alfons
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